Ich weiß, dass die Frage eigentlich unlösbar ist, aber es interessiert mich, was andere Leute davon denken. Klingen „die Vibe“ und „das Vibe“ schlecht für euch? Hat jemand irgendeine Ahnung zur Etymologie?
Für Kontext, es gibt ein paar Regeln für das Genus fremder Worte (wer möchte, kann weiter scrollen):
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Wenn die Form des Wortes im Deutschen existiert und immer das gleiche Genus hat, hat das Wort normalerweise dasselbe Genus, z.B. die Shrinkflation.
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Fremdwörter die Synonyme auf Deutsch haben, kriegen das Genus dieses Synonyms, z.B. heißt es der Post, weil „post” synonym für „Beitrag” ist.
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Fremdwörter sind einfach neutral, z.B. das Banjo.
„Vibe” kommt von der englischen Abkürzung für „vibration“, welches auf Deutsch weiblich wäre. Deutsche Synonyme dafür sind meistens weiblich, z.B. die Stimmung, die Laune, die Schwingung, die Atmosphäre…
Gibt es vielleicht andere Eindeutschungsmöglichkeiten?
Ich würde vermuten, es kommt von “der Ton”, bzw “der Unterton”. Der macht bekanntlich die Musik.
Das ist schon ein guter Synonym, stimmt.
Ist es nicht das Synonym?
Stimmt! Ich bin nicht Muttersprachler und deswegen interessiert es mich, was die Gruppe hier denkt (aber ich höre gerne auch von Nichtmuttersprachlern, da es oft ein Muster gibt, welches Muttersprachler nicht erkennen müssen, um das korrekte Genus zu verwenden) 😅
Genauso is es. Das wurde bestätigt durch ein Experiment. Es wurden Wörter erfunden die nicht existieren und dann Muttersprachler gebeten den Genus zu erraten. In erstaunlich vielen Fällen, 80% oder so, waren sie sich einig. Es gibt anscheinend ein Muster mit dem Klang des Wortes. Es ist aber nicht immer zuverlässig und die Regeln sind auch zu kompliziert, als dass es Fremdsprachlern als Regel beigebracht werden könnte.
Genau deswegen wollte ich euch fragen! Noch wenn das Muster nicht erkennbar ist, könnte ein ähnliches Wort euch immer einfallen 😊
Fortgeschrittene Deutschlernende verinnerlichen diese Muster auch, wobei sie die Ausnahmen nicht immer berücksichtigen (meine Masterarbeit wird sich auf der Vermittlung der Ausnahmen beziehen, wenn meine Dozentin das Thema genehmigt 😅).
Meine Lieblingsausnahme ist das Wort „Lob“ (positive Kritik, nicht ein hochgespielter Ball, welcher doch „der Lob“ wäre, aber dieses Wort ist viel jünger und kommt aus Englisch). Ich hatte immer „der Lob“ gesagt, bis jemand mich korrigierte. Seitdem habe ich C1/2 Deutschlernende nach dem Genus gefragt, nur aus Neugier. Fast alle hätten auch „der Lob“ gesagt.
Muttersprachler wissen, dass es „das Lob“ ist, aber bis jetzt wurde kein Muster erkannt. Es ist natürlich auch zu erwarten, dass es manchmal reine Ausnahmen gibt :)
Interessante Frage. Hab auch keine Ahnung, nur Überlegungen, die mir dazu gerade kamen.
Vibe wird auf Englisch sehr häufig mit definitem Artikel benutzt, also eigentlich meistens “the vibe” und nicht “a vibe” (dann eher mit Adjektiv dazwischen “a strange vibe”). Vielleicht klingt deswegen “der Vibe” für deutsche Ohren am richtigsten, weil der am ähnlichsten zu the klingt?
Allerdings gilt das ja bestimmt auch für andere Wörter. Man sagt ja zum Beispiel auch nicht “a shrinkflation”. Vielleicht weil es so ein kurzes Wort ist?
Edit: Also mit dem kurzen Wort meinte ich, vielleicht verbinden sich dadurch Artikel und Wort eher zu einer Einheit.
Vielleicht klingt deswegen “der Vibe” für deutsche Ohren am richtigsten, weil der am ähnlichsten zu the klingt?
Da könntest du auf der richtigen Spur sein! Ich habe mich auch gerade gefragt, ob das Wort vielleicht nicht von deutschen Muttersprachlern eingedeutscht wurde. Daher könnte es die normalen Regeln verletzen.
Allerdings gilt das ja bestimmt auch für andere Wörter. Man sagt ja zum Beispiel auch nicht “a shrinkflation”.
Es war super schwer ein Beispiel zu finden und ich weiß nicht wie weit verbreitet der Begriff eigentlich ist (bin Englischmuttersprachlerin) aber auf englisch sagt man „a spoonerism“, welches auf Deutsch „ein [mask] Spoonerismus“ heißt. Das ist natürlich nur ein Beispiel aber es wird manchmal übertragen.
Vielleicht weil es so ein kurzes Wort ist?
Edit: Also mit dem kurzen Wort meinte ich, vielleicht verbinden sich dadurch Artikel und Wort eher zu einer Einheit.
Da hast du recht, glaube ich, aber vielleicht aus einem anderen Grund: Die Länge des Wortes könnte als formfolgendes Genus gelten. Einsilbige Wörter und zweisilbige Wörter, die dem Muster: [Konsonant] /[Vokal] /[Konsonant]/[e] folgen, sind typischerweise maskulin (oder im letzteren Fall auch möglicherweise weiblich). Vielleicht wurde „Vibe“ als selbstständiges Wort eingedeutscht, und nicht als Abkürzung?
Ich denke, shrinkflation war auf jeden Fall ein schlechtes Beispiel von meiner Seite, weil ich denke, dass da die Regel “endet auf -ion -> weiblich” sowieso überwiegt, weil sie eine der konsistentesten Regeln ist. Mir fällt gerade nur auch kein besseres ein.
Vielleicht wurde „Vibe“ als selbstständiges Wort eingedeutscht, und nicht als Abkürzung?
Das wird ziemlich sicher der Fall sein, ich glaube nicht, dass viele das als Ankündigung für Vibrations wahrnehmen. Mir selbst war das auch lange nicht klar.
Ich hatte auch überlegt, ob es da wohl eine weitere Regel gibt, aber als Deutsch-Muttersprachlerin kenne ich die meisten Regeln dazu nicht als explizite Regeln, sondern nur als was sich richtig anfühlt. Aber hier hat mich verwundert, dass es das Weib heißt, obwohl Weib und Vibe sehr ähnlich klingen.
Dein Shrinkflations Beispiel ist aus mehreren Gründen unpassend:
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Es ist ein zusammengesetztes Wort. Als solches hat es immer das Geschlecht des letzten Teilworts. Hier die Inflation.
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Inflation stammt aus dem lateinischen und Latein hat ebenfalls eine Trennung in drei Genera. Lehnwörter aus dem Latein haben von dort das Geschlecht geerbt.
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Alle Wörter die auf -ation enden sind immer feminin (Ausnahmen bestätigen die Regel). Auch hier ist die Ursache die lateinische Herkunft. Ration, Nation, Inflation, Deduktion, Meditation oder auch Vibration. Aber selbst wenn ich mir ein Wort ausdenken würde, würde ein deutsch Muttersprachler ein die davor setzen: Fedditation, Vibetaton, Furunkelausdrückation.
Warum jetzt vibe männlich ist kann ich dir nicht sagen. Aber bei dem Wort ist das denke ich weniger aufgrund einer Regel. Würde ich meine Oma fragen ob es der die oder das vibe heißt könnte sie das nicht beantworten. Sie würde nur ‘hä?’ fragen. Ich glaube da hat sich der durchgesetzt weil das halt mal irgendwer so gesagt hat und alle anderen das nachplappern. Und weil das ein recht junges ‘neudeutsches’ Wort ist gibts da auch nicht wirklich nen Grund für irgendwen das ändern zu müssen.
- Es ist ein zusammengesetztes Wort. Als solches hat es immer das Geschlecht des letzten Teilworts. Hier die Inflation.
„Inflation“ wäre vielleicht noch ein besseres Beispiel, da es nicht direkt aus dem Lateinischen kommt, sondern auch aus Englisch. Ich dachte es wäre aber nicht so klar, dass es ein Fremdwort ist, da man keinen Hinweis von der Schreibweise kriegt.
- Alle Wörter die auf -ation enden sind immer feminin (Ausnahmen bestätigen die Regel). Auch hier ist die Ursache die lateinische Herkunft. Ration, Nation, Inflation, Deduktion, Meditation oder auch Vibration. Aber selbst wenn ich mir ein Wort ausdenken würde, würde ein deutsch Muttersprachler ein die davor setzen: Fedditation, Vibetaton, Furunkelausdrückation.
Und genau das meine ich, dass wenn die Form eines Fremdwortes schon auf Deutsch existiert und einer festen Regel der Genusbestimmung auf deutsch folgt, wird das Fremdwort das normale Genus für seine Form bekommen.
Inflation ist aber aus dem lateinischen. Die Angelsachsen haben das nur kopiert.
inflatio, inflationis f - das Aufblähen
https://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/latein-deutsch/inflatio
Natürlich ist das der Ursprung, aber das hat wenig mit der Behandlung auf Deutsch zu tun.
Wörter die auch ursprünglich aus Latein aber durch Französisch zum Deutschen gekommen erben das französische Genus und manchmal Aussprache. Für das Wort „Kalkül“ benutzen wir „der“ und „das“ weil es erst aus Latein kam (und das Neutrum bleibt), aber die zweite Bedeutung wurde aus Französisch entlehnt, wo es maskulin war.
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Diese Regeln werden eigentlich nur dann angewendet, wenn sich ein Author oder Unternehmen Gedanken macht. “Vibe” wurde eher im alltäglichen Gebrauch eingeführt, da ist es sehr viel zufälliger, was sich durchsetzt.
Warum es sich konkret durchgesetzt hat, da fand ich die anderen Theorien schon ganz gut. Eine weitere wilde Theorie:
Die Aussprache von “Vibe” ist ähnlich zu “Weib”. Und “Weib” verwendet schon den Artikel “das Weib”, bzw. in der Mehrzahl dann natürlich auch “die Weiber”. Es könnte also einfach verständlicher gewesen sein, den übriggebliebenen Genus “der Vibe” zu verwenden.Diese Regeln werden eigentlich nur dann angewendet, wenn sich ein Author oder Unternehmen Gedanken macht. “Vibe” wurde eher im alltäglichen Gebrauch eingeführt, da ist es sehr viel zufälliger, was sich durchsetzt.
Das ist teilweise korrekt, aber es gibt schon Muster, die unterbewusst übertragen werden. Eine Person könnte “die Trumpismus” (nur als ein sehr neues Beispiel) sagen, aber die Mehrheit würden “der Trumpismus” sagen. Da der Eindeutschungsprozess kollektiv ist, bekommt das neue Wort normalerweise das passende Genus.
Es gibt Ausnahmen, besonders unter „Jugendwörtern”, was hier schon gelten könnte.
Warum es sich konkret durchgesetzt hat, da fand ich die anderen Theorien schon ganz gut. Eine weitere wilde Theorie: Die Aussprache von “Vibe” ist ähnlich zu “Weib”. Und “Weib” verwendet schon den Artikel “das Weib”, bzw. in der Mehrzahl dann natürlich auch “die Weiber”. Es könnte also einfach verständlicher gewesen sein, den übriggebliebenen Genus “der Vibe” zu verwenden.
Das ist gut möglich, und ich hatte nicht daran gedacht. Ein weiteres mögliches Beispiel hierfür könnte „das Plastik“ (ein Stoff statt einer Skulptur) sein, aber ein neutrales Genus lässt sich schwer entziffern.